Japan | Reisebericht Teil 1
von Nina Brackrock (Kommentare: 0)
Zu den Wurzeln von SEIKI - Leere und Katsugen
Die Japanreise hatte zum Ziel, die Fähigkeiten für das Praktizieren und Geben von SEIKI zu vertiefen: "sich leer werden zu lassen“. Und KATSUGEN zu trainieren. Das bedeutet die inneren Seelen-Bewegungen wahrzunehmen und zum Ausdruck kommen zu lassen.
SEIKI ist eine Form der Behandlung, die ich 2017 kennen- und liebengelernt habe. Sie ist eine von Sensei Akinobu Kishi begründete Weiterentwicklung des Shiatsu. Struktur und Form werden verlassen. Die Akupressur entlang von Meridianen (Energiebahnen) steht nicht länger im Vordergrund.
Es werden die Energiebewegungen des Klienten/ der Klientin „geschaut“ und wahrgenommen, wo sie stagnieren. Mit „lauschenden“ Händen in der Berührung zur Klientin/ zum Klienten wird die Stagnation eingeladen, sich auf ihre ganz persönliche Weise aufzulösen. Es wird nicht manipuliert. Die Heilung kommt aus der eigenen Tiefe des Klienten/ der Klientin, über ein Loslassen von etwas, was im Weg steht und nicht mehr benötigt wird.
Um das zu ermöglichen, erfordert es von der Therapeutin/ dem Therapeuten ein hohes Maß an innerer Ruhe und die Fähigkeit, aus dem eigenen Leer-Sein, die inneren Bewegungen des Empfängers/ der Empfängerin wahrzunehmen und zur „Befreiung“ zu begleiten.
Die Japanreise hatte zum Ziel, diese Fähigkeiten zu vertiefen. Sich „leer werden zu lassen“ und innere Bewegungen wahrzunehmen.
So sagte unsere Meisterin Kyoko – die Frau vom 2012 verstorbenen Begründer - stets:
"Don´t thinking so much. Just enjoy!"
Unter diesem Motto haben wir einige alte japanische Shinto-Rituale praktiziert, sowie buddhistische Rituale und japanische Künste erlebt.
Heute erzähl ich Euch von den ersten beiden Shinto-Ritualen, die wir gemacht haben:
Shinto ist vereinfacht gesagt die japanische Staatsreligion. Sie bezieht sich auf das Hier und Jetzt, wird hauptsächlich mündlich überliefert und besteht aus einer Vielzahl an Ritualen, die sich an einheimische Gottheiten richtet. Deren Anzahl ist unbegrenzt und können die Form von Menschen, Tieren, Pflanzen, Gegenständen und abstrakten Wesen haben.
In dieser Tradition haben wir eine Gehmeditation namens OHYAKUDO gemacht: O= Ehrerbietig, hyaku= 100 und do= mal. Wir gingen 100x eine bestimmte Strecke zum Schrein, eine Art Altar, mit gefalteten Händen und laut ein Mantra rezitierend, in einer Gruppe von 30 Menschen, jede/r in seinem eigene Tempo. Jedes Mal verbeugt man sich am Schrein 3x und klatscht 5x die Hände zusammen. Und dieses Prozedere habe ich an 3 Tagen gemacht – bin also insgesamt 300x die Strecke von ca 75m gegangen, habe mich 900x verbeugt und 1.500x geklatscht! Das Ganze bei Temperaturen zwischen 25-30° Grad Celsius über Kies und Natursteintreppenstufen.
Zum Abschluss des OHYAKUDO haben wir ein Reinigungsritual namens MISOGI gemacht. Im kalten heiligen Bergteich übergoss man sich unter lauter Rezitation des Mantras mehrmals mit dem heiligen Wasser. Es war Pflicht, dabei vollkommen weiß bekleidet zu sein.
Während der Gehmeditation war es die Aufgabe, sich selbst zu beobachten, die aufkommenden Gedanken und Gefühle einfach nur wahrzunehmen. Eine bekannte Praxis. Viele Arten von Mediationen haben dies zur Aufgabe. Aber über mehrere Tage „nur das“ zu tun in einer großen Gruppe bringt schon eine besondere Energie mit sich.
Durch zwei „Schlüssel“, die ich während der Gehmeditationen gefunden habe, konnte ich meinen Geist nach und nach beruhigen. Mein erster Schlüssel hieß Milde. Milde zu sein zu mir selbst. Milde zu sein, zu allen anderen. Mein zweiter Schlüssel hieß Großzügigkeit. Mir gegenüber großzügig zu sein allen anderen gegenüber großzügig zu sein hat mir tiefe Entspannung gebracht.
Das Reinigungsritual hat einfach nur Spaß gemacht!
In Teil 2 erzähl ich Euch vom buddhistischen Feuerritual.